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Social Media: Zwischen Enttabuisierung und Oversharing

  • Autorenbild: Celine-Michelle Mehlis
    Celine-Michelle Mehlis
  • 21. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Soziale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie verbinden Menschen, schaffen neue Räume für Austausch und ermöglichen es, Themen sichtbar zu machen, die lange Zeit im Verborgenen lagen. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Die Grenze zwischen sinnvoller Enttabuisierung und unreflektiertem Oversharing verschwimmt immer mehr. Was bedeutet das für uns als Gesellschaft und für jeden Einzelnen?


Enttabuisierung: Mehr Offenheit, mehr Verständnis


Noch vor wenigen Jahren galten viele Themen als Tabu: psychische Erkrankungen, Sexualität, Körperbilder oder auch persönliche Krisen. Social Media hat dazu beigetragen, dass diese Themen offener diskutiert werden können. Influencerinnen und Influencer sprechen über Depressionen, Essstörungen oder ihre Erfahrungen mit Diskriminierung. Betroffene finden in Online-Communities Unterstützung und Verständnis.


Diese Entwicklung ist wichtig und richtig. Sie hilft dabei, Vorurteile abzubauen und Betroffenen das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. Die Sichtbarkeit von Problemen fördert gesellschaftlichen Wandel, etwa wenn #MeToo oder #BodyPositivity Millionen Menschen erreichen.


Oversharing: Wenn Privates zu öffentlich wird


Doch die Kehrseite der Medaille ist das sogenannte Oversharing. Immer häufiger werden sehr private Details des eigenen Lebens mit der ganzen Welt geteilt, sei es aus dem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Anerkennung oder einfach aus Gewohnheit. Plötzlich sind Trennungen, Krankheiten oder Familienkonflikte keine Privatsache mehr, sondern Content für Follower.


Das birgt Risiken, denn einmal geteilte Informationen lassen sich kaum zurückholen und das ist genau das, wovor uns unsere Eltern immer gewarnt haben. Inhalte können missverstanden werden, in falsche Hände geraten oder später bereut werden.


Ich bin außerdem der Meinung, dass Kinder nicht ins Internet gehören!

Ihre Persönlichkeitsrechte und ihr Schutz sollten immer an erster Stelle stehen. Fotos und Videos von Kindern haben im Netz nichts verloren, denn sie können nicht selbst entscheiden, ob sie damit einverstanden sind, und die Folgen sind oft nicht absehbar.


Auch bei Bildern von Freunden und Familie sollte man vorher einfach fragen, ob das Teilen in Ordnung ist. Jeder Mensch hat ein Recht auf seine Privatsphäre und sollte selbst bestimmen dürfen, was von ihm im Internet landet. Ein kurzer Check vor dem Posten zeigt Respekt und verhindert unangenehme Situationen.


Der Unterschied liegt hier auch nochmal darin, ob man ein privates Profil bespielt, auf das nur Personen zugreifen können, die man persönlich kennt, also Freunde und Familie oder ob man ein öffentliches Profil hat, auf das jede beliebige Person schauen kann. Bei einem privaten Profil besteht meist eine größere Kontrolle darüber, wer was sieht, wohingegen bei einem öffentlichen Profil man sich bewusst sein sollte, dass alles Sichtbare potenziell von jedem gesehen werden kann. Das macht es umso wichtiger, verantwortungsvoll mit den eigenen Inhalten umzugehen.


Wo liegt die Grenze?


Die Frage nach der richtigen Balance ist individuell verschieden. Für manche ist das Teilen persönlicher Erfahrungen ein Akt der Befreiung, andere fühlen sich durch zu viel Offenheit schnell unwohl. Wichtig ist deshalb ein bewusster Umgang mit Social Media:


Reflexion: Warum möchte ich etwas teilen? Wem nützt es? Was könnte passieren?

Privatsphäre schützen: Nicht alles muss öffentlich sein – auch nicht im digitalen Zeitalter.

Respekt gegenüber anderen: Besonders bei Geschichten, die auch andere betreffen (z.B. Familie), sollte deren Zustimmung eingeholt werden.


Obwohl ich hier manchmal auch sehr persönliche Dinge teile, war mir meine Privatsphäre schon immer äußerst wichtig. Ich würde niemals Themen ansprechen, die mir zu privat sind oder die ich nicht öffentlich machen möchte. Das bedeutet nicht, dass diese Dinge keine wichtige Rolle in meinem Leben spielen, ganz im Gegenteil. Aber sie gehören mir, und ich entscheide selbst, wann, wie und ob ich sie teile.


Authentizität bedeutet nicht, alles preiszugeben, sondern sich selbst treu zu bleiben und die Privatsphäre zu schützen, sowohl die eigene als auch die der anderen. Es ist wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen: Nicht alles, was möglich ist, sollte auch veröffentlicht werden.



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