In einer Welt, die sich ständig weiterentwickelt und in der Fortschritt oft als selbstverständlich angesehen wird, könnte man meinen, dass die Notwendigkeit eines Pride Months im Jahr 2024 überflüssig geworden ist. Schließlich haben viele Länder bedeutende Fortschritte in Bezug auf die Rechte und die Akzeptanz von LGBTQIA+-Personen gemacht. Doch trotz dieser Fortschritte gibt es immer noch zahlreiche Gründe, warum der Pride Month auch heute noch von entscheidender Bedeutung ist. Bevor der Juni vorbei ist, möchte ich in diesem Blogbeitrag kurz und leicht verständlich (nach umfangreicher Recherche) erklären, warum wir weiterhin einen Pride Month brauchen und wofür er eigentlich da ist.
Historischer Kontext des Pride Months
Bevor wir uns den aktuellen Gründen widmen, warum der Pride Month notwendig ist, lohnt es sich, einen kurzen Blick auf seine Ursprünge zu werfen. Der Pride Month wird jedes Jahr im Juni gefeiert und erinnert an die Stonewall-Aufstände von 1969 in New York City. Diese Aufstände stehen für den Wendepunkt im Kampf für LGBTQIA+-Rechte und führten zur Entstehung der modernen LGBTQIA+-Bewegung. Seitdem hat der Pride Month eine wichtige Rolle dabei gespielt, das Bewusstsein für die Rechte und die Sichtbarkeit queerer Menschen zu erweitern.
Fortschritte und Rückschläge
Es stimmt schon, dass seit 1969 erhebliche Fortschritte erzielt wurden. Viele Länder haben Gesetze verabschiedet, die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität verbieten. Die Ehe für alle ist in vielen Teilen der Welt möglich und queere Menschen sind sichtbarer denn je in den Medien vertreten.
Doch trotz dieser Erfolge gibt es immer noch zahlreiche Herausforderungen:
Diskriminierung am Arbeitsplatz: In vielen Ländern erleben LGBTQIA+-Personen nach wie vor Diskriminierung am Arbeitsplatz. Dies kann sich in Form von abwertendem Gerede durch Kollegen oder Vorgesetzte äußern oder durch unfaire Behandlung bei Beförderungen und Gehaltsverhandlungen. Ein Bericht aus dem Jahr 2022 zeigte, dass LGBTQIA+-Personen weltweit häufiger arbeitslos sind oder unter schlechteren Arbeitsbedingungen leiden als ihre heterosexuellen Kollegen.
Gewalt gegen queere Menschen: Gewalt gegen LGBTQIA+-Personen bleibt ein ernstes Problem. Laut einer Studie aus dem Jahr 2023 sind queere Menschen weltweit einem höheren Risiko ausgesetzt, Opfer von Hassverbrechen zu werden. Diese Gewalt reicht von verbalen Übergriffen bis hin zu körperlichen Angriffen. Dazu gibt es etliche Beispiele in den Medien, über die immer wieder berichtet wird.
Gesundheitsversorgung: Queere Menschen haben oft Schwierigkeiten, Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung zu erhalten, besonders in nicht EU-Ländern. Wusstet ihr, dass schwule und bisexuelle Männer in Deutschland nur Blut spenden dürfen, wenn sie in den letzten vier Monaten keinen Neuen und nicht mehr als einen Sexualpartner hatten? Transgeschlechtliche Menschen werden diesbezüglich als sexuelle Risikogruppe aufgeführt.
Rechtliche Ungleichheiten: Obwohl viele Länder Fortschritte bei der Anerkennung der Rechte von LGBTQIA+-Personen gemacht haben, gibt es immer noch viele Orte auf der Welt, an denen Homosexualität illegal ist oder wo queere Menschen keine rechtliche Anerkennung ihrer Partnerschaften erhalten können. In einigen Ländern drohen sogar harte Strafen bis hin zur Todesstrafe. Selbst Deutschland als "fortschrittliches" Land hat die Ehe für Alle erst 2017 eingeführt. Trotz dessen hat man in gleischgeschlechtlichen Ehen nach dem Tod eines Ehegatten keinen Anspruch auf Witwenrente.
Psychische Gesundheit: Die ständige Konfrontation mit Diskriminierung und Vorurteilen kann erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von LGBTQIA+-Personen haben. Studien zeigen, dass queere Menschen ein höheres Risiko für Depressionen, Angststörungen und Suizidgedanken haben als ihre heterosexuellen Mitmenschen.
Sichtbarkeit und Repräsentation
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Pride Months ist die Förderung von Sichtbarkeit und Repräsentation. Sichtbarkeit spielt eine entscheidende Rolle dabei, Schubladendenken abzubauen und das Verständnis für die Vielfalt von Lebensformen zu fördern.
Medienrepräsentation: Obwohl es Fortschritte bei der Darstellung von LGBTQIA+-Charakteren in Film und Fernsehen gibt, sind diese Darstellungen oft stereotypisiert. Es fällt zwar auf, dass es eine Zunahme an queeren Charakteren im Fernsehen gibt, jedoch bemerkt man dass viele dieser Charaktere immer noch klischeehaft dargestellt werden oder nur Nebenrollen spielen.
Bildungssysteme: In vielen Bildungssystemen fehlt es nach wie vor an umfassender Aufklärung über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität. Dies führt dazu, dass junge Menschen ohne das notwendige Wissen aufwachsen, um sich selbst oder andere besser zu verstehen und zu akzeptieren.
Sport: Im Sportbereich gibt es ebenfalls Nachholbedarf in Bezug auf Inklusion und Akzeptanz von LGBTQIA+-Athleten. Viele Sportlerinnen und Sportler fühlen sich gezwungen, ihre Identität zu verbergen aus Angst vor Diskriminierung oder Ausschluss aus ihrem Team. Das beste und aktuellste Beispiel dafür ist die Amazon-Prime-Doku "Das letzte Tabu", bei der die Resonanz nicht nur positiv war.
Solidarität und Gemeinschaft
Der Pride Month bietet auch eine Gelegenheit zur Solidarität innerhalb der LGBTQIA+-Gemeinschaft sowie mit Verbündeten außerhalb dieser Gemeinschaft:
Gemeinschaftsbildung: Für viele queere Menschen bietet der Pride Month eine seltene Gelegenheit zur Gemeinschaftsbildung und zum Austausch mit anderen Personen mit ähnlichen Erfahrungen. Dies kann besonders wichtig sein für diejenigen, die in ländlichen Gebieten leben oder keinen Zugang zu einer unterstützenden Gemeinschaft haben.
Verbündete gewinnen: Der Pride Month sensibilisiert auch Nicht-LGBTQIA+-Menschen für die Herausforderungen und Kämpfe queerer Personen und ermutigt sie dazu, als Verbündete aufzutreten.
Politischer Aktivismus
Schließlich dient der Pride Month auch als Plattform für politischen Aktivismus:
Gesetzesänderungen fordern: Durch Paraden, Demonstrationen und andere Veranstaltungen können Aktivisten Druck auf Regierungen ausüben, um notwendige Gesetzesänderungen vorzunehmen.
Aufmerksamkeit für globale Probleme schaffen: Der Pride Month lenkt auch die Aufmerksamkeit auf internationale Probleme wie Verfolgung von LGBTQIA+-Personen in bestimmten Ländern oder Regionen.
Förderung inklusiverer Politiken: Aktivisten nutzen den Monat auch dazu, Unternehmen dazu zu bewegen inklusivere Arbeitsumgebungen zu schaffen sowie faire Praktiken einzuführen.
Fazit
Obwohl wir im Jahr 2024 leben mögen – einer Zeit großer technologischer Fortschritte – bleibt viel Arbeit im Bereich sozialer Gerechtigkeit insbesondere hinsichtlich Gleichberechtigung aller unabhängig ihrer sexuellen Orientierung/Geschlechtsidentität bestehen.
Der Pride-Month erinnert uns daran wie weit wir gekommen sind aber zeigt gleichzeitig deutlich welche Probleme noch angepackt werden müssen, damit jeder Mensch frei leben und lieben kann.
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