Ein Liebesbrief an den Herbst
- Celine-Michelle Mehlis
- vor 6 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Es ist Mitte September, und ich spüre es in jedem Atemzug: der Sommer verabschiedet sich. Nicht mit einem lauten Knall, sondern mit diesem zarten Ziehen in der Luft, das sagt: „Es wird Zeit, langsamer zu werden.“ Die Tage sind noch warm, aber die Abende tragen schon ein bisschen von dieser frischen Kühle in sich, die ich so sehr liebe.
Der Herbst war für mich schon immer eine Art Vertrauter. Ich liebe es, wenn die Welt sich in goldene und rostrote Töne taucht, wenn Kastanien den Boden pflastern und die erste Tasse Tee nach Sommermonaten plötzlich wie eine kleine Umarmung schmeckt. Es ist die Jahreszeit, in der ich mich am meisten nach innen kehre – ohne dabei melancholisch zu werden. Eher dankbar.
Dieses Jahr fühlt sich der Herbst allerdings ein kleines bisschen anders an. Vielleicht, weil der Sommer so besonders war. Weil ich so sehr bei mir selbst angekommen bin wie noch nie. Ich habe die Wärme genossen, das Meer, die Leichtigkeit, die Sonne auf der Haut. Und jetzt, da die Tage kürzer werden, frage ich mich: Kann ich dieses Gefühl mitnehmen? Oder gehört es unweigerlich in die langen, hellen Monate?
Ich glaube, der Herbst lädt uns ein, genau das zu versuchen. Er ist kein Neuanfang, sondern ein neues Kapitel. Alles, was vorher war, nehme ich mit – die Erinnerungen, die Erfahrungen, die Wärme des Sommers. Aber jetzt schreibe ich weiter. Ruhiger, nachdenklicher, aber immer noch dieselbe Geschichte.
Ich liebe die Herbst- (und Winter-)Monate genau deshalb so sehr: weil das Leben in ihnen langsamer wird. Weil wir uns automatisch ein Stück weit zurückziehen, auf uns selbst besinnen und endlich wieder zur Ruhe kommen. Es fühlt sich an, als würde die Welt kollektiv einmal tief durchatmen – und wir gleich mit.
Ich freue mich auf Apfelkuchen und Kürbissuppe, auf einen Harry-Potter-Marathon und Spaziergänge, bei denen mir das Laub unter den Stiefeln hängt. Ich freue mich auf Lichterketten, Kuscheldecken und darauf, einen Gang herunterzuschalten. Vielleicht ist das genau der Zauber dieser Jahreszeit: dass sie uns nicht das Lauteste schenkt, sondern das, was wir am meisten brauchen – Wärme, Ruhe und ein kleines Stück Magie.

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